Wiwilí und Freiburg


Der Ursprung der besonderen Beziehungen zwischen Freiburg und Wiwilí liegt im Jahr 1980. Damals begann der Freiburger Arzt Albrecht „Tonio“ Pflaum im Auftrag des Deutschen Entwicklungsdienstes am Aufbau einer medizinischen Versorgung für Wiwilí mitzuarbeiten. Im April 1983 wurde er von der „Contra“ ermordet.

Die so genannte „Contra“ war eine Söldnertruppe, vor allem von den USA finanziert. Ihr Ziel war es, die linke sandinistische Regierung, die in den achtziger Jahren in Nicaragua herrschte, zu destabilisieren.

Bei dem Bau eines Projektes zur Trinkwasserversorgung in Wiwilí wurde 1986 ein zweiter Freiburger, Berndt Koberstein, von der Contra ermordet.

Berndt Koberstein | Tonio Pflaum

Wiwilí liegt im Norden Nicaraguas. Es besteht aus zwei politischen Gemeinden, zu denen neben den beiden Stadtkernen jeweils große ländliche Gebiete mit einigen Dörfern und Siedlungen gehören, die bis an die Grenze von Honduras reichen. Mitten durch die beiden getrennten Verwaltungszonen Wiwilí-Jinotega und Wiwilí-Nueva Segovia fließt der Río Coco.

Zwischen 1984 und 2012 wurden mit EU-Mitteln in einem Umfang von fast vier Millionen Euro und dem jährlichen Finanzierungsanteil der Stadt  von 25 000 € sowie Spendenmitteln Trinkwasserleitungs-, Ökologie- und Landwirtschaftsprojekte mit Wiederaufforstung und Erosionsschutzmaßnahmen, Gesundheitsprojekte, Frauenprojekte und Umweltschutzmaßnahmen sowie der Aufbau eines Radiosenders realisiert.

Wiwili Ausschnitt

Nach dem Abschluss der EU-Projekte wurden dezentrale Trinkwasserleitungsprojekte mit Unterstützung von NAKOPA (Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte) gebaut. Der NAKOPA-Antrag wurde von der Stadt Freiburg gestellt.  Bildungsprojekte, Patenschaftsprojekte, Unterstützung des Radio-Projektes, Öffentlichkeitsarbeit zur Situation in Wiwilí und in Nicaragua und Gesundheitsprojekte (nicht zuletzt im Rahmen von Corona) – diese Themen und Projekte fördert, finanziert und organisiert der Verein seit Anbeginn bis heute.

Der Wiwilí-Verein versteht sich nicht als alternative Entwicklungshilfeagentur, sondern will neben nachhaltiger direkter Hilfe vor allem Kontakte zwischen der Bevölkerung beider Städte fördern, zur Völkerverständigung und zum Abbau des Nord-Süd-Konfliktes beitragen. Am 20.10.1988 wurde der Städtefreundschaftsvertrag von dem Bürgermeister von Wiwilí, Don Javier Barahona, und dem Oberbürgermeister der Stadt Freiburg, Rolf Böhme, unterzeichnet. Am 26.10.2018 wurde in Freiburg die Urkunde über die Städtepartnerschaft mit Wiwilí-Nueva Segovia und Wiwilí-Jinotega von Oberbürgermeister Martin Horn, Bürgermeisterin Reyna Hernandez und Bürgermeister Santiago Castillo unterzeichnet.

Der Verein hat auch in der Corona-Zeit über elektronische Medien engen Kontakt mit seinem Partnerverein ADEM in Wiwilí gehalten. Wichtigstes Projekt war die Sofort- und Wiederaufbauhilfe nach schweren Wirbelstürmen im November 2020. Diese mündete in längerfristige Maßnahmen zum Erosionsschutz durch Wiederaufforstung, zur Ernährungssicherung und zur Klimaanpassung.