Presseerklärung Hurrikan in Wiwilí
Wiwilí wurde im November 2020 von zwei schweren Wirbelstürmen heimgesucht, wobei der zweite, Iota, noch verheerender war als der erste, Eta.
Lesen Sie hier die Presseerklärung des Wiwilí-Vereins von Ende November. Unter diesem Link finden Sie darüberhinaus einen Beitrag der Badischen Zeitung zur Situation Anfang Dezember.
1. Zur Situation in Wiwilí Nueva Segovia und Wiwilí Jinotega
(Stand 26.11.2020)
In den beiden Städten wurden 340 Häuser von den beiden Hurrikans Eta und Iota zerstört oder schwer beschädigt. 25 Häuser müssen völlig neu gebaut werden. Am stärksten betroffen wurden die Ortschaften Maleconcito, Plan de Grama und Wamblan. Sie gehören zur Stadt Wiwilí-Jinotega. Viele der betroffenen Familien haben alles verloren, was sie hatten. Darunter ist auch Dr. Melvin Herrera. Er wohnte in Maleconcito, ist Arzt und Direktor im Krankenhaus von Wiwilí-Jinotega. Mit ihrem Haus verloren er und sein Vater ihre gesamte Habe. Dr. Herrera sagte in einem Interview mit Radio Kilambé: „Wir verloren das menschliche Leben.“
Viele Personen, die ihr zu Hause verloren haben, sind in Notunterkünften untergebracht. Neben Wohngebäuden sind auch eine Reihe von Schulen beschädigt worden. In den ersten 3 Tagen nach Hurrikan Iota gab es in Wiwilí keinen Strom. Bis heute – seit 10 Tagen – gibt es kein sauberes Trinkwasser, da die Wasserleitungen durch Sturzbäche aus dem Gebirge schwer beschädigt sind.
Der Fluss Rio Coco, der zwischen den beiden Städten in Wiwilí verläuft, hat zurzeit ca. 6 Meter Hochwasser. Das Restaurant Puerto Lindo, in dem die Delegation der Stadt Freiburg bei ihrem Besuch in Wiwilí täglich frühstückte, steht unter Wasser. Die Küche des Restaurants ist vollständig zerstört.
Die Lage der Miskitos, indigene Einwohner von Wiwilí, die flussabwärts am Ufer des Rio Cocos zumeist leben, wird zurzeit eruiert. Konkrete Erkenntnisse liegen aber noch nicht vor.
Längerfristige Schäden und Auswirkungen, besonders außerhalb der städtischen Gebiete, sind noch nicht absehbar. Es hat offenbar erhebliche Schäden auf Ackerflächen mit den Grundnahrungsmitteln Mais und Bohnen gegeben. Die bereits eingebrachte Kaffee-Ernte in den niederen Lagen kann wegen der hohen Feuchtigkeit nicht getrocknet werden. Das führt zu Qualitätsverlusten und möglicherweise zu Totalausfällen. In den höheren Lagen am Kilambé-Gebirge, dem Hauptanbaugebiet von Kaffee, steht die Kaffee-Ernte im Dezember-Januar an. Die Zufahrtswege und Brücken sind häufig unpassierbar. Ernte und Abtransport sind dadurch beeinträchtigt. Dies dürfte zu erheblichen Verlusten bei der Haupteinnahmequelle der beiden Städte führen.
Die Klima-Katastrophe traf Wiwilí in Zeiten einer schon zwei Jahre anhaltenden schweren wirtschaftlichen Rezession verursacht vor allem durch die Corona-Pandemie und politischen Unruhen.
2. Hilfsmaßnahmen durch Wiwilí-Verein Freiburg
Soforthilfe
Der Wiwilí -Verein hat unmittelbar nach Eintreffen der Nachrichten über Hurrikan Eta einen Betrag von 5000€ aus Rücklagen als Soforthilfe an den Partnerverein ADEM in Wiwilí geschickt. Mit diesem Geld wurden Lebensmittel und Trinkwasser in Flaschen gekauft, sowie Matratzen und Decken für Familien in Notunterkünften. Über 150 Familien konnten damit versorgt werden.
Sieben Familien, die ihr Zuhause verloren hatten, wurden auf einem von ADEM betriebenen landwirtschaftlichen Modellbetrieb untergebracht.
Spenden
Bisher sind auf dem Konto des Wiwilí-Vereins über 11000€ Spenden eingegangen. Außerdem hat die Stadt Freiburg ein gemeinsames Konto mit dem Verein eingerichtet, auf dem bis Montag 23.11.2020 ca. 3000€ eingegangen waren.
Weitere Hilfsmaßnahmen
Gemeinsam mit dem Referat für Internationale Beziehungen der Stadt Freiburg werden weitere Nothilfemaßnahmen und Hilfe zum Wiederaufbau geplant. Die Stadt Freiburg und der Verein sind dazu in ständigem Kontakt mit dem Partnerverein ADEM, den beiden Stadtverwaltungen, der Botschaft und Hilfsorganisationen in Nicaragua.
ADEM bat den Verein um Unterstützung bei der Wiederherstellung von Wasserleitungen in ländlichen Ortschaften in der Umgebung von Wiwilí. Die Reparatur der Wasserleitung in den Kernstädten der beiden Gemeinden ist mit Hilfe der staatlichen Organisation für Wasserwirtschaft Enacal geplant.
Zur Wiederherstellung der Schulen hat der Verein bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) 1000€ beantragt. Auch Freiburger Schulen, wie das Wentzinger Gymnasium und das Droste -Hülshoff-Gymnasium, haben bereits Unterstützung angekündigt.
Der Verein bedankt sich herzlich für die großzügige und schnelle Hilfe, die von der Bevölkerung Freiburgs bereits geleistet wurde. Die Erinnerung an den Hurrikan Mitch des Jahres 1998 ist uns noch sehr präsent.
„Wiwilí braucht Freiburg“ stand damals sogar auf Litfaßsäulen.
Auch heute braucht Wiwilí Freiburg so dringend wie damals. Der Klimawandel, für den die Menschen in den Industriestaaten zum Großteil verantwortlich sind, trifft auch diesmal die Habenichtse dieser Welt in Ländern wie Nicaragua, die praktisch keine Emissionen von Treibhausgasen verursacht haben.
Solidarität ist ein Muss geworden.
Wir werden unsere Verantwortung hierfür übernehmen.
Für den Städtepartnerschaftsverein
Marlu Würmell-Klauss
Vorstand